Zu Besuch am Stand von Mellifera-Züchter INGVAR ARVIDSON in Schweden.
Besonders hier, beim Thema Zucht, wird die besondere Sichtweise unseres Verbandes auf die Dunkle Biene deutlich. Es ist unser Anliegen ihrer Doppelrolle als bedrohtes Wildtier und Kulturerbe zugleich Rechnung zu tragen. Die Zuchtordnung unterliegt somit einer besonderen Herausforderung, da sie gleichermaßen der reinen unbeeinflussten Erhaltung des Wildtieres Dunkle Biene, wie auch die Zucht einer imkerlich gut nutzbaren Biene (Kulturerbe), gerecht werden muss. Beide Zuchtziele müssen in der Zuchtordnung Berücksichtigung finden.
Die in Deutschland, durch Verdrängungszucht der Imker ausgerottete einheimische Dunkle Biene, hat in ihrem großen natürlichen Verbreitungsgebiet in allen Ländern, außer Deutschland und in Tschechien in zum Teil kleinen oder auch hybridisierten Beständen überleben können. Aus diesen Restvorkommen suchen wir ständig geeignetes Zuchttiere aus, um eine Erhaltungszucht auf breiter genetischer Basis der Mellifera zu realisieren. Das Ergebnis ist eine vitale und äußerst angepasste Biene, die den Beschreibungen der Dunklen Biene, die in Deutschland vor ca. 100 Jahren beschrieben wurde, so gut wie möglich entsprechen. Es handelt sich dabei nicht um eine Rückzüchtung oder Abbildzüchtung, sondern um eine reine Erhaltungszucht zum Wohl der Biodiversität und des Artenschutzes.
Aus den genannten Gründen ist es nicht unser Hauptanliegen aus der Mellifera eine vierte Hochzuchtrasse (nach Buckfast, Carnica und Ligustica) in anderer Farbe zu erzüchten, sondern sie bewusst in ihrer heutigen Form als extensive Bienenunterart für die Nachwelt zu erhalten. Jedoch lässt die Zuchtordnung den Züchtern der Mellifera die Wahl, auch einzelne Eigenschaften zu fördern und somit die Mellifera nach ihren Vorstellungen zu beeinflussen. Es lohnt sich also, vor dem Kauf nach solchen Zuchtschwerpunkten zu fragen.