Da viele Menschen (selbst erfahrene Imker) in ihrem Leben noch nie einer Dunklen Biene begegnet sind, kommt häufig die Frage auf, wie eine Dunkle Biene denn nun eigentlich aussieht. Natürlich gibt es im Aussehen der Dunklen Biene (Apis mellifera mellifera) je nach regionaler Herkunft Schwankungen. So sieht zum Beispiel eine Dunkle Biene aus Schweden anders aus als eine aus der Schweiz. In der Literatur finden sich jedoch eine Reihe von auf empirischer Grundlage gewonnenen Merkmalen, die eine jede Dunkle Biene aufweisen muss. Die folgende Beschreibung der Dunklen Biene basiert auf den Publikationen zweier ausgewiesener Experten, nämlich Friedrich Ruttner und Beowulf Cooper. Die Merkmale werden in der Reihenfolge beschrieben, in der auch eine optische Begutachtung zu erfolgen hat: von den offensichtlichen (Farbe, Größe, Behaarung, Rüssellänge) hin zu den auszumessenden Parametern (Cubitalindex, Diskoidalverschiebung, Hantelindex).
Panzerfarbe
Die Panzerfarbe der Dunklen Biene war offensichtlich schon immer so einzigartig, dass sie namensgebend wurde. Die Apis mellifera mellifera ist in der Tat einheitlich dunkler als alle anderen Unterarten (= natürliche Rassen) der Westlichen Honigbiene (Ruttner 1992 : 62). Auch Cooper (1986 : 18) spricht von dunkler Pigmentierung, weist aber darauf hin, dass die Farbe von braun bis schwarz variiert (je nach regionaler Herkunft), ja selbst gelbe Flecken an den Seiten des zweiten Tergits seien möglich. Die Vorstellung, dass eine Dunkle Biene immer tiefschwarz (wie z.B. die Schweizer Nigra) sein muss, ist also nicht ganz korrekt. Allerdings bringt eine dunkle Pigmentierung insofern Vorteile mit sich, als dass sie hilft, die Körpertemperatur bei Sonneneinstrahlung schneller zu erhöhen. Das bringt der Dunklen Biene besonders im Frühjahr und im Herbst deutliche Vorteile, da sie bei geringeren Temperaturen ausfliegen kann als heller pigmentierte Bienenrassen (Cooper 1986 : 19f.).
Körpergröße
Die Dunkle Biene ist die längste und breiteste aller Unterarten der Apis mellifera. Der Mittelwert für den Schlankheitsindex (Verhältnis von Länge zu Breite) ist mit durchschnittlich 77,57 extrem niedrig (Ruttner 1992 : 63). Cooper bestätigt diese Angabe (1986 : 20f.) und begründet das größere Körpervolumen mit der geringeren Wärmeabstrahlung und der ebenfalls damit verbundenen Fähigkeit, bei kühlerem Wetter auszufliegen.
Behaarung
Der Körper Dunkler Bienen zeigt häufig einen spezifischen samtigen Glanz. Dieser kommt durch das besonders lange Überhaar der Dunklen Biene zustande. Die Länge des Überhaars auf Tergit 5 liegt zwischen 0,40 und 0,50 mm (Ruttner 1994 : 62). Damit ist das Überhaar länger als bei allen anderen Unterarten der Westlichen Honigbiene. Cooper (1986 : 20) gibt an, dass das Haar im Durchschnitt 40% länger ist als das der Apis mellifera ligustica. Das lange Überhaar erleichtert nach Cooper (1984 : 20) das Sammeln von Pollen bei feuchtem, kühlem und windigem Wetter. Die Filzbinden sind schmal und schütter. Auch dies verstärkt das dunkle Aussehen der Apis mellifera mellifera.
Rüssellänge
Der Rüssel ist im Verhältnis zur Körpergröße recht kurz. Es gibt aber deutliche Unterschiede in der Rüssellänge zwischen regionalen Populationen. Ruttner (1992 : 62) gibt als Mittelwerte 5,90 mm für den Norden (Norwegen), 6,19 mm für den Alpenraum und noch höhere Werte (6,20 bis 6,45 mm) für den Süden (Frankreich und Tirol) an.
Flügelgeäder
Das Flügelgeäder der Dunklen Biene ist sehr charakteristisch und hilft, mit hoher Wahrscheinlichkeit die Rassenzugehörigkeit festzustellen. Im Wesentlichen werden drei Merkmale zur Beurteilung der Rassenzugehörigkeit herangezogen: der Cubitalindex, die Diskoidalverschiebung und der Hantelindex. All diese Angaben stellen Verhältnisse in Länge und Lage unterschiedlicher Adern im Flügel zueinander dar. Eine Dunkle Biene ist dabei deutlich an einem durchschnittlichen (im Volk) Cubitalindex unter 2,0 auszumachen (bei Carnica und Ligustica über 2,4) . Ruttner (1992 : 62) gibt einen mittleren Cubitalindex von 1,72 an, betont aber, dass der CI einzelner Bienen bei 2,0 oder auch leicht darüber liegen kann. Die Diskoidalverschiebung ist immer negativ. Der Hantelindex liegt unter 0,9. Cooper (1986 : 20) bringt diese spezifischen Werte mit einer besonders starken Brustmuskulatur der Dunklen Biene und der damit verbundenen Fähigkeit, größere Pollenmengen auch bei stärkerem Wind zu transportieren, in Verbindung.
Quellen
- Cooper, Beowulf (1986): The Honeybees of the British Isles. Derby: BIBBA.
- Ruttner, Friedrich (1992): Naturgeschichte der Honigbienen. München: Ehrenwirth.
Dr. Frank Haß